Was für ein Trader möchtest du sein?

Was für ein Trader möchtest du sein?

Van K. Tharp sagte sinngemäß: „Es gibt tausende funktionierende Trading-Systeme – aber sie funktionieren nur, wenn sie zu dir passen.“ Das bedeutet: Bevor du Charts analysierst oder Strategien testest, solltest du dich selbst analysieren.

In diesem Beitrag geht es nur darum, welche Fragen du dir stellen musst, wenn du mit dem Traden anfängst. Aber auch wenn du bereits tradest, kann dieser Beitrag nützlich für dich sein. Im Grunde traden wir jeden Tag gegen uns selbst. Da ist es wichtig, sich selbst am besten zu kennen. Viele dieser Fragen sind aus dem Buch „Clever Traden mit System“ von Van K. Tharp.

Ich habe den Beitrag in 3 Abschnitte unterteilt:

  1. Wer bist du als Trader?
  2. Deine psychologische Vorbereitung.
  3. System- und Selbstkontrolle.

1. Wer bist du als Trader?

  • Was motiviert dich zum Trading?

Die Gründe sind oft vielseitig, sollten aber geklärt werden. Es ist so ähnlich wie beim „Happy Money“: Wenn ich nicht weiß, warum, oder wofür ich es tue, ist es schwer, mich weiterzuentwickeln. Deshalb frage dich selbst: Tue ich es, um finanzielle Freiheit zu erreichen? Ist es eine intellektuelle Herausforderung? Tue ich es wegen des Status?

Deine Motivation beeinflusst deine Risikobereitschaft und dein Durchhaltevermögen.

  • Neigst du dazu, risikofreudig zu sein, oder bist du sicherheitsorientiert?

Diese Frage bestimmt deinen Tradingstil. Es macht wenig Sinn, eine risikofreudige Strategie zu fahren, wenn du selbst nicht viel Risiko verträgst.

Erstelle eine Strategie, die du selbst tragen kannst.

  • Wie gehst du mit Verlusten um?

Bleibst du bei Verlusten rational, oder wirst du emotional? Ändert sich das bei einer längeren Verlustserie? Neigst du zu Rachetrades?

Deine Reaktion auf Verluste entscheidet, ob du langfristig erfolgreich sein kannst.

  • Hast du ein klares Ziel, das du mit Trading erreichen willst?

Auch im Trading ist es wichtig, sich Ziele zu setzen, die aber auch erreichbar und realistisch sind. Damit ist nicht nur ein finanzielles Ziel gemeint, sondern auch die Vorstellung vom Traden. Denkst du, es reicht, sämtliche Chartformationen auswendig zu lernen, damit du deine Ziele erreichen kannst, oder willst du tiefer gehen?

Ohne Ziel fehlt dir die Richtung, und damit die Motivation.

  • Wie viel Zeit und Energie bist du bereit, in das Trading zu investieren?

Es muss jedem klar sein, dass Trading nicht so ist, wie es in den sozialen Medien dargestellt wird. Es ist harte Arbeit und vergleichbar mit einer eigenen Firma. Um erfolgreich zu werden, musst du viel Zeit und Energie hineinstecken, und selbst dann ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass man scheitert. Es braucht ein Trading-System, das du entwickeln musst. Es braucht Zeit, um dich psychologisch auf diesen Job einzurichten. Du solltest einen Business-Plan aufstellen, um einen Leitfaden zu haben. Wie viel bist du bereit zu investieren?

Trading ist ein Handwerk. Je mehr du investierst, desto mehr kannst du gewinnen.

  • Wo wirst du Traden?

Die Frage klingt banal, ist aber wichtig. Als Trader solltest du einen Ort haben, an dem es ruhig ist und an dem du dich uneingeschränkt auf deine Arbeit konzentrieren kannst.

Trading braucht eine Basis, bei der du dich wohlfühlst.

Du musst diese Fragen nicht sofort beantworten. Trading ist ein Prozess, der sehr lange dauern kann. Ziel ist es auf lange Sicht, deine Persönlichkeit und deinen Tradingstil in Einklang zu bringen.


2. Deine psychologische Vorbereitung:

  • Kannst du diszipliniert einem System folgen, auch dann, wenn es gerade nicht funktioniert?

Jedes System erlebt Zeiten, in denen es nicht funktioniert. Oft sind es einfach Phasen, die eine gewisse Zeit dauern. Wie reagierst du dann, wenn so etwas passiert? Kannst du dem System trotzdem folgen? Beständigkeit ist im Trading wichtig. Es ist nicht ratsam, ein System sofort zu ändern, nur weil es einmal einen Tag nicht funktioniert. Disziplin heißt, dem System zu folgen, nicht dem Gefühl. Oft kann man das aber nur durchhalten, wenn man das System selbst erstellt und getestet hat. Es ist wie eine Beziehung, in der das Vertrauen mit der Zeit wächst.

Ein System ist nur so stark wie dein Vertrauen darin.

  • Wie reagierst du auf Unsicherheit und Marktvolatilität?

Unsicherheit gehört zum Trading dazu. Wer glaubt, er kann die Märkte genau vorhersagen, hat bereits verloren. Es wird immer eine Unsicherheit geben und Märkte, die sich plötzlich ganz anders verhalten, als man das erwartet hat. Wer versucht, die Kontrolle über das Unkontrollierbare zu gewinnen, wird sehr schnell scheitern. Kannst du also mit Unsicherheit leben, ohne dich zu impulsiven Handlungen hinreißen zu lassen?

Unsicherheit ist der Normalzustand, nicht die Ausnahme.

  • Hast du eine Routine, um dich mental auf den Handel vorzubereiten?

Wie manche ein Lied brauchen, um in die richtige Stimmung zu kommen, braucht auch der Trader etwas, das ihn in seinen Workflow bringt. Es kann eine Atemübung sein, oder das Eintragen der Daten der Trades in ein Journal. Du solltest etwas finden, das deinem Körper zeigt: Jetzt geht’s los.

Du brauchst dein Moneymind vor dem ersten Klick.

  • Wie gehst du mit Selbstzweifeln und Übermut um?

Man muss mit seinen Emotionen umgehen können. Oft wird man übermütig, wenn man eine Gewinnserie hat. Man glaubt, dass einen nichts mehr stoppen kann, und wird leichtsinnig. Oft verliert man dadurch mit einem Trade alles, was man in dieser Zeit hereingeholt hat. Bei Verlusten kann es dazu kommen, dass man Rachetrades versucht, um wieder auf 0 zu kommen. Auch diese Trades sind nicht durchdacht. Oder man bekommt immer mehr Zweifel und reagiert nicht auf ein Buy-Signal, wodurch man den Trade verpasst, der einen wieder in die Gewinnzone gebracht hätte.

Emotionen zu kontrollieren, ist das Wichtigste beim Trading. Deine Emotionen ändern sich immer und immer wieder, wie das Wetter. Es ist wichtig, dass du dir dessen bewusst bist und Techniken entwickelst, wie du damit umgehen kannst. Wenn es regnet, nimmst du den Regenschirm, wenn die Sonne scheint, dann kannst du im T-Shirt rausgehen.

Zweifel lähmen, Übermut blendet, Klarheit führt.

  • Kennst du deine Denkfehler?

Im Trading gibt es viele psychologische Fallstricke. Wir müssen unser Denken umarbeiten, denn oft ist das, was wir als Menschen instinktiv machen, zwar richtig in der realen Welt, aber genau falsch, wenn es ums Trading geht.

Klassische Denkfehler:

Festhalten an Verlustpositionen, weil du die Hoffnung hast, es könnte doch noch etwas werden, obwohl alles dagegen spricht.

Ständiges Suchen nach Trades, weil wir es gewohnt sind, etwas zu tun, um etwas zu erhalten. Es ist für uns unlogisch, mehr zu bekommen, je weniger wir aktiv tun.

Kleine Gewinne mitnehmen, weil man endlich mal einen Gewinn erzielen will. Dadurch hilft dir aber deine Statistik nicht mehr, wenn du deine Trades beendest, bevor sie wirklich profitabel werden. Du rechnest mit einem CRV von 2:1 und beschneidest ihn auf 0.5:1. Das kann nicht gut gehen.

Was du erkennst, kannst du steuern.


3. System- und Selbstkontrolle:

  • Hast du ein Regelwerk, das du konsequent befolgst?

Wie wir im psychologischen Teil schon gesehen haben, gibt es viele Fallstricke, die dich beim Trading aus der Bahn werfen können. Es ist daher wichtig, ein Regelwerk aufzustellen, um sich vor solchen psychologischen Auswirkungen zu schützen. Dabei reichen aber nicht ein paar Notizen, es müssen klar definierte Regeln sein. Es sollte eine Regel sein, dass du nach einem Verlust von 5 % des Gesamtdepots für diesen Tag erst einmal aufhörst, um dich wieder zu sammeln.

Natürlich brauchst du auch die Disziplin, dich daran zu halten. Das beste Regelwerk hilft dir nichts, wenn du es nicht befolgst.

Ein System schützt dich vor dir selbst.

  • Wie dokumentierst du deine Trades und deine Gedanken dazu?

Es kann sich nur der verbessern, der seine Fehler sieht. Das ist oft gar nicht so leicht. Wir leben alle in unserer eigenen Realität und sehen die Dinge oft nur durch unseren eigenen Filter. Deshalb ist es wichtig, Buch zu führen und sich einen Spiegel vorzuhalten. Oft fallen uns Dinge erst später auf, wenn wir Abstand dazu gewonnen haben. Die Frage ist also nicht, ob du ein Tradingjournal schreiben solltest, sondern wie. Ich empfehle dir, eine Excel-Tabelle zu erstellen, in der du alles Wichtige dokumentierst. Einstieg, Ausstieg, Stopp-Loss, ein Bild vom Chart, wie du dich dabei gefühlt hast usw.

Was du nicht aufschreibst, kannst du nicht verbessern.

  • Wie oft überprüfst du deine Strategie und deine psychologische Entwicklung?

Kein Trader würde seine Performance bezüglich des Gewinns aus dem Auge verlieren, viele tun das aber, wenn es um die eigene Reflexion und die Strategie geht. Oft ist man am Anfang noch motiviert, aber wenn es erst einmal läuft, wird dieser Teil gerne wieder vergessen. Du solltest dir deshalb feste Zeiten geben, in denen du reflektierst. Das kann später, wenn es läuft, auch nur einmal im Monat sein, aber vergiss es nicht.

Dein System ist nur so gut wie deine Fähigkeit, es zu hinterfragen.

  • Kannst du zwischen Intuition und Impuls entscheiden?

Intuition entsteht aus Erfahrung, Impuls aus Emotion.

Viele Trader verwechseln das. So gibt es immer wieder Situationen, in denen auf die vermeintliche Intuition gehört wird, anstatt auf das System. Damit will ich nicht sagen, dass es die Intuition nicht gibt, und es immer besser ist, sich auf das System zu verlassen. Es wird Situationen geben, in denen du auf deine Intuition hören solltest, aber diese Situationen werden seltener sein, als du glaubst.

Stelle dir also immer die Frage, ob deine Intuition wirklich auf Erfahrung basiert, oder ob du einfach nur nervös bist.

Intuition ist leise. Impuls ist laut

Trading ist ein einsamer Beruf. Deshalb schließen sich viele einer Community an, suchen sich einen Mentor oder haben manchmal Freunde, die sich selbst damit beschäftigen. Wenn man dadurch ein Feedback bekommen kann, ist das wertvoll. Es kann, wie beim Journal, blinde Flecken aufdecken, die wir übersehen.

Kritik ist kein Angriff, es ist ein Spiegel.


Fazit:

Trading ist ein mentales Spiel und ein Spiel der Wahrscheinlichkeiten. Dein Erfolg hängt nicht nur von deiner Strategie ab, sondern auch davon, wie du mit Druck, Unsicherheit und Emotionen umgehst.

Du kannst die besten Indikatoren kennen, die ausgefeiltesten Strategien testen und die Märkte studieren – aber ohne innere Klarheit wird dein System wackeln, sobald der Markt dich herausfordert.

Die drei Abschnitte dieses Beitrags führen dich zu einer einfachen, aber tiefgreifenden Erkenntnis:

  • Selbstreflexion zeigt dir, wer du als Trader bist – mit all deinen Motiven, Stärken und Grenzen.
  • Psychologische Vorbereitung hilft dir, deine Emotionen zu verstehen und deine mentale Resilienz zu stärken.
  • System und Selbstkontrolle bringen Struktur in dein Handeln und machen dich unabhängig von Launen und Impulsen.

Nutze deine Antworten, um ein Trading-System zu entwickeln, das zu dir passt und auf deine Bedürfnisse abgestimmt ist. Einem System, dem du vertrauen kannst.

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