Wer ein erfolgreicher Trader werden will, kommt nicht daran vorbei, sich mit der Psychologie des Ganzen zu beschäftigen. Sie entscheidet letzten Endes darüber, ob ein Trader zu den Gewinnern oder zu den Verlierern gehört.
Viele denken immer noch, es geht in erster Linie um eine gute Strategie, saubere Charts oder Marktanalysen. Sie denken, dass das der Schlüssel ist, um Gewinne zu erzielen. Doch tatsächlich liegt der Grund für das Scheitern eines Traders oft nicht an der Strategie, sondern am Kopf.
Die Psychologie ist das Fundament des erfolgreichen Tradings. Jeder braucht es, denn es ist der Boden, auf den du dein Haus stellst. Und dein Haus kann noch so massiv sein, wenn der Boden wegbricht, dann wird auch das Haus wegbrechen.
Nur wer sich in der Trading-Psychologie schult, wird langfristig an der Börse Erfolg haben.
In diesem Beitrag zeige ich dir deshalb die wichtigsten Punkte der Trading-Psychologie.
1. Emotionen: Freund oder Feind?
2. Kognitive Verzerrungen: Wenn dein Gehirn dich austrickst
3. Disziplin: Eine wertvolle Waffe
4. Risikomanagement: Selbstschutz
5. Geduld: Ein Erfolgsfaktor
6. Selbstreflexion: Wie gut kennst du dich wirklich
7. Fazit: Kapital im Kopf
1. Emotionen: Freund oder Feind?
Gier, Angst, Hoffnung und Frustration sind die vier apokalyptischen Reiter des Tradings. Durch diese Emotionen treffen wir oft dumme Entscheidungen, anstatt rational an die Sache heranzugehen. Wir werden impulsiv, handeln voreilig oder halten so lange an schlechten Positionen fest, bis es zu spät ist.
Selbst erfahrene Trader werden immer wieder von ihren Emotionen übermannt. Allerdings merken die Profis das und unterbrechen das Trading, denn sie wissen, dass Emotionen im Trading nichts verloren haben. Erfolgreiche Trader lernen, ihre Emotionen zu erkennen und zu regulieren, damit sie schnell wieder einsatzbereit sind.
Um es also auf den Punkt zu bringen: Emotionen sind beim Trading dein Feind und nicht zu gebrauchen.
Tipps:
Trading-Tagebuch: Führe ein Trading-Tagebuch und analysiere es jedes Wochenende. Schreibe bei jedem Trade auf, wie du dich fühlst. Es muss nicht viel sein, ein „Ich bin etwas angepisst, weil ich schon die 3 Trades zuvor an die Wand gefahren habe“ reicht völlig. Alleine dadurch könntest du feststellen, dass du nach dem 3. Trade emotional zu geladen bist, um direkt weiterzumachen.
Klare Strategie: Arbeite dir eine Strategie aus, die möglichst statisch ist. Die dir also wenig Interpretationsspielraum gibt. Je statischer ein System ist, desto weniger können dich Emotionen stören.
Allerdings bist du selbst mit einem Trading-Bot (statischer geht es nicht) nicht 100 % sicher, denn selbst hier spielen Emotionen eine Rolle. Auch Trading-Bots können einen Drawdown von 10 % oder 10 Trades infolge verlieren. Das kann in den Modellen vorkommen, und dann könnte ein emotionsgeladener Trader den Bot abschalten, bevor dieser eine Siegesserie hinlegt.
Bleib gesund und fit: Es klingt wie eine Binsenweisheit, aber ein gesunder Körper sorgt für einen gesunden Kopf. Anders ausgedrückt: Wenn du gut zu deinem Körper bist, steigt auch die Chance, dass du emotional ausgeglichen bist und das auch bleibst.
2.Kognitive Verzerrungen: Wenn dein Gehirn dich austrickst
Unser Gehirn ist oft überfordert mit der modernen Welt. Wir verfügen über eine Menge nützlicher Programme im Gehirn, die uns vor Gefahren schützen sollen, und das taten sie in der Vergangenheit auch. Allerdings sind diese Programme in unserer modernen Welt oft eher hinderlich und als Trader können sie sogar sehr viel Geld kosten.
Unser Gehirn kennt vereinfacht gesagt nur zwei Optionen: Kampf oder Flucht. Dadurch entstehen im Trading oft widersprüchliche Situationen, auf die wir so reagieren, wie wir es aus der Evolution gewohnt sind, was aber im Trading absolut falsch ist.
Hier sind einige der gefährlichsten Verzerrungen :
Verlustaversion:
Das bedeutet, dass Verluste mehr schmerzen bereiten, als Gewinne Freude bereiten.
Man hält also zu lange an einer verlustreichen Position fest, weil der Schmerz, den der Verkauf auslöst, zu groß ist. Umgedreht geht man aber auch zu schnell aus einem gewinnbringenden Trade heraus, weil man Angst hat, seinen Gewinn wieder zu verlieren. Dabei löst der Gewinn aber weniger Freude aus, als der Verlust schmerzt. Manchmal kann man sich nicht einmal über seinen Gewinn freuen, weil man im Nachhinein sieht, um wie viel der Gewinn noch gestiegen wäre.
Tipp:
Setze klare Stopmarken. Durch das Durchdenken der Stop-Marken bereitest du dich bereits auf einen möglichen Verlust vor und kannst damit besser umgehen.
Nimm die Verluste nicht persönlich, sondern sieh sie eher als Chance, davon zu lernen. Es ist wichtig, dass du deine negative Prägung von Verlusten verlierst, oder zumindest reduzierst.
Wie ich schon erwähnt habe, und sicher noch öfter erwähnen werde, führe ich ein Trading-Tagebuch. Höre bei einem Verlust in dich hinein und schreibe deine emotionale Reaktion darüber auf. Am Wochenende kannst du die Reaktion analysieren und daran arbeiten.
Übermäßiges Selbstvertrauen:
Oft überschätzen Trader ihre eigenen Fähigkeiten oder Prognosen. Wie so oft kommt es auf das richtige Maß an. Zu viel Selbstvertrauen sorgt oft dafür, dass man Warnsignale ignoriert und zu aggressiv tradet. Oft wird einem das erst zu spät klar und sie korrigieren das dann mit übermäßiger Vorsicht. Dann werden die Warnsignale oft zu ernst genommen, alles, was auch nur ansatzweise nach Gefahr aussieht, wird überbewertet, und man geht oft zu früh aus den Trades.
Tipp:
Gewinne sind kein Beweis für Können: Technisch gesehen hat man bei jedem Trade eine Chance von 50 %, richtig zu liegen. Es ist also keine Kunst, 5-mal richtig zu liegen. Also sollte man nicht zu sehr in Euphorie verfallen, wenn das passiert. Beständigkeit unterscheidet den Anfänger vom Profi. Schreibe deine Trades auf und analysiere sie. War der Einstieg wirklich gut und fachlich sauber? Oder hattest du nur 50 %?
Höre auf Backtesting und Wahrscheinlichkeiten, nicht auf Bauchgefühl.
Es ist unwahrscheinlich, ein Star zu sein: Jeder hat einmal eine Phase, wo er glaubt, der neue Warren Buffet zu sein, oder der neue Jesse Livermore.
Es ist schon beeindruckend, wenn man mit Trading sein Leben finanzieren kann. es ist unwahrscheinlich, dass du der neue Star bist, also bleib auf dem Teppich.
Aktualitätsverzerrung:
Das passiert besonders oft, wenn man sich zu sehr auf Nachrichten stürzt. Trader gewichten aktuelle Marktbewegungen übermäßig stark. Die Medien können diese Überbewertung noch verstärken, indem sie die Marktbewegung kommentieren und sagen, dass es so weitergehen wird. Wenn der Markt steigt die Medien sagen, es steigt, dann ignoriert man oft die eigentliche Aktie. So übersieht man z. B., dass die Aktie seit Jahren fällt und jetzt einen kleinen Anstieg hat. Man prüft es einfach nicht, da man einfach nichts verpassen will und lieber zu früh einsteigt als zu spät.
Bei fallenden Märkten ist es dasselbe, nur eben umgedreht. Wenn die Märkte anfangen zu fallen, dann wollen viele sofort verkaufen, eben weil die Märkte fallen. Langfristige Perspektiven werden ignoriert, denn die Aktie fällt jetzt.
Wer sich nur auf die Medien verlässt und keine eigenen Analysen aufstellt, ist hier auch zu übermäßigem Handeln verführt. Die Medien spucken jede Woche einen neuen Trend aus. Immer wieder gibt es neue Aktien, die laut den Medien extrem unterbewertet sind oder einen Turnaround hinlegen werden.
Dadurch fängt man an, immer wieder dem neuesten Trend hinterherzulaufen und schichtet seine Positionen häufig um.
Laut einer Studie von Todd Feldman kann die Aktualitätsverzerrung die Rendite dreimal stärker schmälern als andere Fehler wie das Festhalten an Verlustpositionen.
Tipp:
Mach deine Hausaufgaben: Die Medien drehen sich in ihrer Meinung wie die Kurse an der Börse. Deswegen ist es nicht immer klug, auf die Analysten zu hören. Man muss sich selbst ein Bild machen. Nur so kann man sicher sein, und so bleibt man auch am Ball, wenn es mal schwierig wird, weil man weiß, warum man die Aktie hält. Man braucht keinen, der das einem erklärt.
Verwende Medien sparsam: Die Medien übertreiben immer. Das ist nicht unbedingt böse gemeint, sie tun es einfach, um noch relevant zu sein. Sei also sparsam mit dem Konsum und denke daran, dass sie das Geld damit verdienen, wenn du sie konsumierst, nicht wenn du Geld mit ihren Tipps verdienst.
Herdentrieb:
Der Herdentrieb ist einfach erklärt. Man folgt einfach der Masse. Das kann gelegentlich klug sein. Wenn man beispielsweise an die Magnificent Seven denkt, hatte die Masse hier durchaus über viele Jahre recht. Wer über die Jahre sein Geld nur in diese sieben Aktien gesteckt hat, ist jetzt vermutlich reich. Aber gerade bei kleineren Aktien könnte das gefährlich werden.
In den letzten Jahren ist ein regelrechtes Spiel daraus geworden. Der ein oder andere hat vielleicht schon von GameStop gehört. Diese Aktie wurde in die Höhe gehypt. Jeder wollte dabei sein und sprang einfach in die Aktie. Das Motto war „Too the Moon“ oder „Lassen wir die Hedgefonds bluten“. Und so glaubten manche daran, dass die Herde diese Aktie immer weiter nach oben treiben würde. Doch irgendwann war es wieder vorbei und die letzten, die Aktie gekauft hatten, haben ihr Geld verloren.
GameStop ist ein prominentes Beispiel mit Slogan, aber am Ende ist es immer dasselbe: Die Masse hypte eine Aktie und hoffte auf dummes Geld. Sie hoffen darauf, dass Sie investieren, weil jeder investiert.
Tipp:
Eigene Analyse: Kaufst du, weil jeder kauft, oder weil du die Aktie angesehen hast? Stelle dir vor dem Kauf immer die Frage: „Würde ich die Aktie auch kaufen, wenn sie nicht gestiegen wäre und keiner über sie spricht?“.
Charttechnik: Wenn du dir bewusst bist, dass du in einen Hype einsteigst, und dir das Risiko bewusst ist, dann kannst du mithilfe der Charttechnik vielleicht das ein oder andere Prozent mitnehmen.
FOMO: FOMO ist kein Grund, zu investieren. Chancen gibt es immer wieder an der Börse. Kaum ist der eine Hype vorbei, folgt schon der nächste.
Bestätigungsfehler:
Das ist meiner Meinung nach ein Fehler, der regelmäßig vorkommt. Der Bestätigungsfehler sorgt dafür, dass Trader nur nach Informationen suchen, die ihre aktuelle Position bestätigen. Es ist typisch für uns Menschen, so etwas zu tun, denn wenn wir uns erst einmal eine Meinung gebildet haben, dann wollen wir diese nicht mehr ändern, denn das würde ja bedeuten, dass wir falsch liegen. Und wer will schon falsch liegen?
Die Medien haben dieses Problem noch verschlimmert. Im Internet gibt es genug Artikel, um zu erfahren, warum diese Aktie gerade schlecht oder gut ist. Oft sieht man sich nur die positiven News an, oder man ignoriert die schlechten.
Foren sind in dieser Sache besonders gefährlich. Oft gibt es dort nur Einträge von Leuten, die die Aktie in ihrem Depot haben. Diese würden nicht schlecht über die Aktie reden, da sie sie ja selbst haben. Also schreiben sie lieber, warum sie richtig liegen, was wiederum die anderen in diesem Forum in ihrer Meinung bestärkt.
Tipp:
Wer diese Verzerrung kennt, hat schon halb gewonnen. Stelle dich bewusst auf die andere Seite. Versuche mit allen Mitteln, deine Kaufgründe zu widerlegen. Wenn du dich bewusst auf die andere Seite stellst, kann dir das helfen, die Dinge aus einer anderen Perspektive zu sehen. Ist die Konkurrenz wirklich nicht so schlimm, wie es scheint?
Dispositions-Effekt:
Wie ich oben schon angedeutet habe, ist der Dispositionseffekt der Effekt, der dafür sorgt, dass wir unsere Gewinner zu früh, und unsere Verlierer zu spät verkaufen. Das liegt einfach daran, dass ein Verlust schwerer wiegt als ein gleich großer Gewinn. Und wir vermeiden gerne Schmerzen. Dazu kommt der Bestätigungsfehler. Wir wollen nicht falsch liegen, und wenn wir eine Position im Minus schließen, dann müssen wir uns eingestehen, dass wir falsch liegen.
Kampf oder Flucht war in der Vergangenheit ein gutes System, um unser Überleben zu sichern, aber im Trading gibt es nur grüne und rote Balken. Unser Gehirn unterscheidet nicht zwischen tödlicher Gefahr und finanzieller Gefahr, und genau da entsteht die Verzerrung.
Tipp:
Auch hier ist der wichtigste Tipp wieder, ein Trading-Tagebuch zu führen. Dadurch kann man seine Trades optimieren. Man kann sehen, was funktioniert hätte und was nicht, und so findet man über die Zeit immer bessere Ein- und Ausstiege.
Führe klare Exit-Regeln ein: Je statischer das System ist, desto einfacher ist es, diesen Fehler zu vermeiden. Versuche, Regeln für den Ausstieg festzulegen. Wenn diese nicht gegeben sind, dann wird auch nicht ausgestiegen.
Mentale Übung: Versuche, dir das schlimmste Szenario vorzustellen. Was wäre, wenn du einen Trade nicht schließt, weil du die Hoffnung hast, dass er noch einmal in den Gewinn drehen könnte, und dann aber weiter und weiter fällt? Was ist, wenn du keinen anderen Trade mehr machen kannst, weil der laufende Trade deine ganze Marge auffrisst? Was wäre, wenn ein Trade dein gesamtes Portfolio zerstört?
3. Disziplin: eine wertvolle Waffe.
Trading ist ein Spiel mit Wahrscheinlichkeiten. Wir haben nicht sehr viele Möglichkeiten, dieses Spiel zu unseren Gunsten zu drehen. Glücklicherweise müssen wir das aber auch nicht. Es reicht, die Chancen nur ein wenig in unsere Richtung zu schieben. Das Problem dabei ist, diesen kleinen Vorteil zu behalten. Deswegen ist eine der wertvollsten Waffen im Trading die Disziplin.
Sie sorgt nicht nur für konstante Ergebnisse, sondern auch dafür, dass unsere Strategie nicht zum einfachen Glücksspiel wird. Durch die Disziplin können wir unsere Emotionen unter Kontrolle halten und Impulsivität verhindern. Wir lösen auch keinen riesigen Verlust aus, der unser Konto sprengt. Einfach, weil wir eine Strategie entwickelt haben und diese diszipliniert verfolgen. Wir ignorieren spontane Eingebungen und halten uns an den Plan, wir wiederholen unsere Prozesse immer und immer wieder.
Genau das ist das Geheimnis jedes profitablen Traders. Alle haben einen wiederholbaren Prozess entwickelt, den sie immer wieder anwenden und an den sie sich strikt halten.
Es ist die Geheimwaffe der Trader.
Tipps:
Disziplin beginnt mit einem Plan: Erstelle dir eine Trading-Strategie und halte dich strikt an diese Regeln. Es sind deine Regeln, du musst dich daran halten.
Trading-Tagebuch: Um diszipliniert zu bleiben, solltest du ein Trading-Tagebuch führen. Trage alles Wichtige ein, bevor du den Trade überhaupt startest. Das hilft dir, ruhig zu bleiben und alles noch einmal durchzugehen, bevor der Trade startet.
Feste Zeiten: Lege feste Zeiten fest, um Dinge zu erledigen. Mache dir eine Zeit für die Analyse, eine Zeit für das Trading, Pausenzeiten, und lege fest, wann du deine Trades reflektierst. Eine feste Routine hilft dir, im Flow zu bleiben.
4. Risikomanagement: Selbstschutz
Wenn Disziplin unsere Waffe im Trading ist, dann ist Risikomanagement unser Schutzschild. Sie schützt unser Depot davor, nicht zu viel Schaden auf einmal zu kassieren. Ich kann es nur noch einmal wiederholen: Trading ist ein Spiel der Wahrscheinlichkeiten, und je länger man in dem Spiel bleibt, desto höher sind die Chancen, zu gewinnen. Oder wie Rocky es sagen würde: „Es geht nicht darum, wie hart man zuschlagen kann, sondern nur darum, wie viele Schläge man einstecken kann und ob man trotzdem weitermacht.“
Risikomanagement schützt unser Kapital und sorgt dafür, dass wir emotionale Fehlentscheidungen verkraften können, sobald sie einmal auftauchen. Ein Verlust von 50 % bedeutet, dass wir einen Gewinn von 100 % brauchen, nur um wieder bei 0 zu sein. Überlege dir also, was passiert, wenn du 80 % deines Kapitals verlierst.
Tipps:
Trade niemals ohne einen Stop-Loss und einen Take Profit. Lege diese beiden Marken fest im Markt, oder mache es manuell (wenn du dafür diszipliniert genug bist). Wichtig ist, dass diese Marken feststehen, bevor du in den Trade gehst. Überlege sie dir genau, und dann bleib dabei. Schiebe sie nicht hin und her.
Setze eine feste Positionsgröße fest. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, das zu tun. Mache nutzten 1–2 % des Kapitals pro Trade als Risiko. Andere machen es auch so, nutzen aber feste Marken wie 1–2 % von 500 € und warten, bis sie die nächste Stufe (z. B. 1000 €) erreicht haben.
Beende alle deine Trades, wenn du merkst, dass du Rachetrades setzt. Das sind Trades, die viel zu viel Risiko für viel zu wenig Chancen haben, nur um den Verlust von heute wieder reinzuholen. Solche Trades können dein ganzes Konto zerstören.
Keine Experimente. Dein Risikomanagement ist dein Schutzschild, man tradet niemals ohne diesen Schild. Wenn du etwas Neues ausprobieren willst, dann geht es zurück in den Demomodus.
5. Geduld: Ein Erfolgsfaktor
Es klingt lächerlich, wenn man jemandem im Trading sagt, dass er geduldig sein muss. Das liegt daran, dass sich die meisten Menschen einen Trader so vorstellen, dass er in einem Raum mit vielen Bildschirmen durch die Gegend rennt und andere Leute anbrüllt. Dann sieht man, wie ein Kurs plötzlich nach oben schießt, und schon hat man ein paar Millionen gemacht. Stellenweise wäre das ganz cool, es entspricht aber nicht der Wahrheit. In Wahrheit ist der Beruf als Trader sehr langweilig, ruhig, und vor allem einsam. Ich würde behaupten, dass 90 % des Jobs aus Warten bestehen, und das kann für viele zum Problem werden.
Gerade am Anfang sind Menschen es gewohnt, etwas zu tun, um etwas zu bekommen. Im Trading ist das nicht so. Nur weil man viel tut, heißt das nicht, dass man viel bekommt. Oft ist es eher umgekehrt.
Im Trading geht es darum, eine Strategie, ein Setup zu haben, das man tradet. Und genau auf dieses Setup wartet man dann. Man tradet kein „vielleicht“, kein „vermutlich“ oder ein „hoffentlich“. Man konzentriert sich nur auf sein Setup. Und in manchen Phasen an der Börse kann das so lange dauern, dass einem die Geduld ausgeht.
Wer aber diese Gefahr kennt, fällt ihr nicht so leicht zum Opfer.
Tipps:
Warte auf dein Setup: Es muss nicht perfekt sein, darum geht es nicht, aber es sollte vorhanden sein. Wenn es das nicht ist, dann bleib draußen.
Trading ist kein Sprint: Du musst das Traden so wie ein Unternehmer sehen und nicht wie ein Angestellter. Setze dir keine Ziele, die einen engen Zeitrahmen haben. Wenn du 10.000 € in einem Jahr mit Trading verdienen willst, dann ist das machbar, wenn du einen realistischen Plan hast, der Fehler und Flauten akzeptiert. Aber sei nicht der Angestellte, der in der Woche mindestens 500 € damit verdienen will. Dadurch setzt du dich nur selbst unter Druck, einen Fehler zu machen.
Du bist ein Scharfschütze: Qualität schlägt im Trading immer die Quantität, denk daran, du hast nicht viele Schüsse, also wartest du so lange, bis du präzise treffen kannst.
6. Selbstreflexion: Wie gut kennst du dich wirklich?
Vielleicht mag dieser Teil für den ein oder anderen etwas esoterisch klingen. Manch einer wird hier vielleicht auch aufhören zu lesen, aber wer ein guter und profitabler Trader werden will, muss sich früher oder später mit sich selbst beschäftigen.
Der Markt ist neutral. Ihn interessiert es nicht, ob du gerade eine Hypothek auf dein Haus aufgenommen hast, um deine Verluste wieder reinzuholen. Es ist ihm egal, ob du schon die ganze Woche im Dax Verluste gemacht hast. Ein anderer Trader hat in der Zeit auch den Dax getradet und dabei ein Vermögen verdient.
Der Markt ist für jeden gleich, aber nicht jeder erzielt die gleichen Ergebnisse. Natürlich spielen die Strategie und viele andere Dinge dabei eine Rolle, aber letzten Endes tradet man auch gegen sich selbst.
Jeder Trade spiegelt nicht nur deine Persönlichkeit, sondern auch deine aktuelle psychische Verfassung. Ungeduld, Gier, Angst – das alles sind Trigger, die unter gewissen Umständen auftreten können und dein Trading beeinflussen.
Wer hektisch von einem Termin zum andern läuft und dann nebenbei noch schnell einen Trade umsetzen will, kann sich sicher sein, dass dieser zu schnell und vielleicht leichtsinnig umgesetzt wird. Oder die allseits beliebten Wut-Trades. Nach 5 gescheiterten Trades folgt man seinen Regeln vielleicht nicht mehr ganz so strikt wie zuvor, schließlich will man etwas verdienen, aber das macht es meistens noch schlimmer.
Tipps:
Trading-Tagebuch: Es ist wichtig, seine Trigger zu kennen. Was wirft mich aus der Bahn? Bin ich noch konzentriert und fokussiert, wenn ich den 5. Trade in Folge verliere?
Schreibe auf, warum du den Trade eingegangen bist. War es aufgrund deiner Analyse, die zu deiner Strategie passt? Oder war es einfach ein Bauchgefühl?
Wie hast du dich gefühlt, als du den Trade gemacht hast? Warst du wütend oder ruhig oder gestresst?
Nimm dir am Wochenende 1–2 Stunden Zeit, um die Trades der Woche zu analysieren und um deine Fehler zu finden. Nur so kannst du dich verbessern.
Tagebuch: Du solltest auch ein normales Tagebuch führen, um deinen Kopf frei zu bekommen und über deinen Tag zu reflektieren. Oft lassen sich Situationen, die im Trading entstanden sind, auf Ereignisse des Tages zurückführen.
Sport: Es ist wichtig, fit zu bleiben. Trading ist ein harter Job, auch wenn es sehr entspannt aussieht. Letzten Endes ist es ein einziges Hin und Her zwischen Kampf und Flucht. Das produziert im Körper Adrenalin und Cortisol. Normalerweise würde dieser Körper durch die Bewegung, die dann erforderlich wird, wieder abgebaut, aber unser Kampf findet vor dem Computer statt. Wir können diese Stoffe also nicht direkt abbauen. Deshalb ist es wichtig, dies später über den Sport zu machen.
Fazit: Kapital im Kopf
Dein größtes Kapital ist nicht das Geld in deinem Depot, sondern dein Wissen über Geld und deine Einstellung dazu. Dein Depot wächst von allein, aber es hat immer nur so viel Geld, wie du aushalten kannst. Deshalb haben Leute, die nicht mit Geld umgehen können, kein Geld, selbst dann, wenn sie im Lotto gewinnen, es gleicht sich wieder ihrem Wissen darüber an. Das mag etwas gemein klingen, aber genau so ist es.
In den meisten Artikeln und Blogs wird zu diesem Thema über das Mindset geredet, aber ich finde den Begriff etwas ausgelutscht und verfälscht. Heutzutage ist alles eine Sache des Mindsets, als könnte man sich reichdenken.
Eine gesunde Einstellung zu Geld ist wichtig. Wir stoßen Dinge ab, die wir nicht mögen, so ist es auch mit dem Geld, aber es gehört dennoch Arbeit dazu, um dieses Geld zu bekommen. Ich benutze deshalb den leicht abgeänderten Begriff Moneymind.
Im Trading ist es vor allem die Arbeit an sich selbst. Wir traden jeden Tag gegen uns selbst, wir sind unsere schlimmsten Feinde und gleichzeitig unsere besten Freunde. Es kommt darauf an, wie gut wir uns kennen. Jeder Mensch hat seine Macken, man muss sie nur wissen, um mit ihnen umgehen zu können. Also leg los und finde deine Macken, damit du weißt, wie du sie handeln musst.