Macht Geld wirklich glücklich?

Macht Geld wirklich glücklich?

Diese Frage hat schon unzählige Menschen beschäftigt. Von Philosophen über Psychologen bis hin zu Wirtschaftswissenschaftlern versuchten alle, eine greifbare Antwort zu finden, und tun es noch. Doch die Gesellschaft ist nun mal ständig im Wandel, wodurch selbst zufriedenstellende Antworten schnell wieder an Bedeutung verlieren oder sich schlicht ändern. In diesem Beitrag werden wir uns ansehen, was die Wissenschaft dazu sagt und wo wir kulturell und gesellschaftlich stehen. In der Hoffnung, ihnen einen besseren Blick auf das Geld und dessen Bedeutung zu zeigen.


Was wissen wir bisher?

Denken Sie an Daniel Kahneman und Angus Deaton, die ein Einkommen von 75.000 US-Dollar ausmachten. Ab diesem Punkt soll laut ihnen der Punkt erreicht sein, ab dem der Zusammenhang zwischen Einkommen und Glück abflacht. Also egal ob 100.000 oder 200.000, man fühlt sich damit nicht mehr glücklicher. Vielleicht mag das sogar für die USA stimmen, allerdings bezweifle ich das für Deutschland. Das könnte allerdings nur heißen, dass wir lediglich eine andere Schwelle haben, ab der wir nicht mehr glücklicher werden können.

Das ist zumindest einmal ein guter Anhaltspunkt, aber das reicht noch nicht. Eine andere Untersuchung von Daniel Kahneman und Amos Tversky zeigte in der „Prospect Theory“, dass Menschen empfindlicher auf Verluste als auf Gewinne reagieren, anstatt auf absolute Werte.

Das würde in einem praktischen Beispiel etwa so aussehen:

Ein Mann wird darüber informiert, dass er ab sofort 100 € mehr Gehalt bekommt. Natürlich freut er sich darüber. Bis zu dem Zeitpunkt, als er feststellt, dass seine anderen Kollegen 200 € mehr bekommen. Jetzt freut sich der Mann nicht mehr, im Gegenteil, er ist sauer. Er konzentriert sich jetzt also nicht mehr auf den Gewinn, die 100 €, die er mehr hat, sondern nur noch auf seinen Verlust, nämlich die 100 €, die er weniger hat als die anderen. Interessant dabei ist auch eine weitere Studie von Ernst Fehr und Simon Gächter „Cooperation and Punishment in Public Goods Experiments“, die besagt, dass Menschen bereit sind, persönliche Verluste zu akzeptieren, um unfaire Verteilung zu bestrafen. Mit anderen Worten: Wenn wir dem Mann jetzt anbieten würden, ihm die 100 € wieder wegzunehmen und den anderen dafür die 200 €, dann sagt er vermutlich ja.

Wenn man darüber nachdenkt, klingt das ziemlich verrückt, oder? Aber so sind wir Menschen, wir handeln oft weniger rational, als wir denken.

Die Frage ist also scheinbar vielmehr eine Frage der persönlichen Einstellung.


Die persönliche Sicht:

Ein Aspekt, den man dabei nicht aus den Augen lassen darf, ist der ganz persönliche. Ein Mensch, der kaum in der Lage ist, sich sein Essen zu leisten, wird nicht viel darüber nachdenken, wie viel er bräuchte, um glücklich zu sein. Er will einfach genug Geld haben, um seine Grundbedürfnisse wie Nahrung, Unterkunft, Gesundheitsversorgung und Bildung zu decken.

Wenn diese gedeckt sind, will er noch etwas auf die Seite bekommen und sich vielleicht den ein oder anderen Luxus leisten. Mit anderen Worten: Wenn man ganz unten in der Gehaltsklasse ist, dann will man einfach seine Grundbedürfnisse decken, mit steigendem Gehalt steigt aber auch der Wunsch nach mehr. Die Dinge, die uns vorher glücklich gemacht haben, reichen alleine nicht mehr aus, denn das wird für uns zur Selbstverständlichkeit.

Abraham Maslow zeigte das hervorragend mit seiner Bedürfnispyramide. Sie ist ein psychologisches Modell, das die verschiedenen Stufen unserer Bedürfnisse darstellt. An erster Stelle, also als Fundament, stehen die Bedürfnisse Nahrung, Unterkunft, Gesundheitsversorgung und Bildung. Wenn diese erfüllt sind, folgt die zweite Stufe: Sicherheit, Stabilität, Eigentum. In der dritten Stufe sind dann Dinge wie, Zugehörigkeit und soziale Interaktionen wichtig. Es gibt noch zwei weitere Stufen, diese lassen wir aber mal außen vor. Dieses Modell und die Arbeit von Daniel Kahnemann legen nahe, dass unsere persönliche Sicht auf Geld sich zwischen diesen beiden Modellen bewegt. Damit kommen wir schon ganz gut hin. Wir wollen unsere Grundbedürfnisse decken, und dann steigen wir in der Bedürfnispyramide auf, bis wir ganz oben sind, und dieser Punkt könnte etwa bei 75.000 Dollar liegen.

Aber abgesehen von psychologischen Ansichten: Was macht uns denn nun an Geld eigentlich so glücklich? Zum einen ist es natürlich die Sicherheit, die es uns bieten kann, zum anderen sind es aber auch die Dinge, die wir uns dadurch kaufen können.


Besitz von Geld, oder anders: die Kunst, es nicht für Schrott auszugeben:

Geld ist wirtschaftlich gesehen einfach nur ein Tauschmittel, das von den Regierungen der Welt ausgegeben wird, weil es einfach leichter ist, als ständig Goldbarren durch die Gegend zu tragen. Es ist also eigentlich nur ein Zettel, dem wir einen Wert gegeben haben. Und obwohl das jeder weiß, haben wir schon festgestellt, dass wir uns ziemlich dumm verhalten, wenn es um Geld geht. Aber wir haben auch festgestellt, dass uns Geld zu einem gewissen Grad glücklicher macht, wenn wir es haben. Sehen wir uns also jetzt an, wie wir uns fühlen, wenn wir es wieder ausgeben.

Überlegen Sie sich einmal, wofür Sie in letzter Zeit mehr Geld ausgegeben haben. War es für ein neues Auto, eine Gitarre,oder vielleicht einen neuen Computer, oder für einen Urlaub, Konzertbesuche, besondere Abende mit ihrem Partner oder Freunden? Wenn Sie es lieber für Erlebnisse ausgegeben haben, dann können Sie sich glücklich schätzen. Denn das würde bedeuten, dass Sie glücklicher sind als Menschen, die ihr Geld für materielle Dinge ausgeben. Zumindest kam eine Studie genau zu diesem Ergebnis. Thomas Gilovich und Leaf van Boven fanden nämlich genau das heraus.

Sie kamen zu der Vermutung, dass Erlebnisse mehr im Gedächtnis bleiben und einen höheren sozialen Wert haben, da sie zu einem Teil zu unserer Identität werden. Außerdem verbinden uns diese Erlebnisse mehr mit den Menschen, die sie mit uns erlebt haben, was uns wieder glücklicher macht. Ich will Sie nicht mit Studien erschlagen, deshalb müssen Sie mir den letzten Teil jetzt einfach glauben.

Bei materiellen Dingen ist es eher so, dass wir uns sehr schnell an sie gewöhnen, weshalb sie auch schnell wieder langweilig werden und wir dadurch das anfängliche Glück wieder verlieren.

Generell können wir sagen, dass wir mehr Glück empfinden, wenn wir das Geld für oder mit Freunden ausgeben. Das liegt nicht so sehr am Geld, sondern einfach daran, dass Menschen hilfsbereiter sind, als manche vielleicht denken. Die meisten Menschen wollen helfen, und viele unterstützen andere auch mit Geld.

Auch viele Reiche und Superreiche haben Programme, die dazu dienen, anderen zu helfen und deren Leben zu verbessern. Wenn Sie jetzt denken: „Ja klar, die tun das natürlich, um Steuern zu sparen“, dann fühlen Sie sich erwischt. Und damit kommen wir zum nächsten Punkt.


Die Einstellung zum Geld:

Natürlich hat es steuerliche Vorzüge, Geld zu spenden, und vermutlich kann man das mit genügend Fantasie zu seinem Vorteil nutzen. Aber das wäre ein Thema für einen eigenen Beitrag. Wenn das oben aber ihr erster Gedanke war, dann könnte das darauf hindeuten, dass sie eine negative Einstellung zum Geld haben. Denn so etwas äußert sich oft in der Verteufelung der Reichen. Elon Musk ist hier, denke ich, noch einmal eine extra Nummer. Es scheint fast so, als dürfte man ihn nicht ignorieren. Entweder sie feiern ihn in den höchsten Tönen, oder sie können ihn einfach nicht leiden. Aber da sich immer mehr Superreiche in politische Themen einmischen, die man durchaus kritisieren kann, setzten wir eine Stufe weiter unten an. Denken Sie darüber nach. In den öffentlichen Diskussionen wird die Schuld oft bei den Reichen gesehen. Nicht weil sie der wahre Grund für unsere politischen Probleme oder die sozialen Spannungen sind, sondern weil einfach eine Ungleichheit ihnen gegenüber und den Reichen herrscht. Das fängt bei manchen schon an, wenn der Nachbar ein neues Auto bar gekauft hat. Woher hat er dieses Geld? Der treibt doch irgendwelche krummen Geschäfte.

Dabei geht es nicht darum, dass er das Geld hat, sondern dass Sie das Geld eben nicht haben, wie wir oben schon gesehen haben.

Geld ist allerdings nur ein Mittel zum Zweck, die meisten würden sich blöd vorkommen, etwas zu hassen, das ein Ding ist. Deshalb hassen sie denjenigen, der es hat, und merken es noch nicht einmal.

Doch wenn Sie den Mann dafür hassen, dass er Geld hat, wie können Sie dann davon ausgehen, dass das Geld zu Ihnen kommt? Schließlich hassen Sie die Menschen mit Geld, und daher irgendwie auch Geld.

Hier tauchen wir in die Philosophie von Ken Honda ein, der das Buch „Happy Money“ geschrieben hat.

Ken Honda meint, dass Geld nicht nur ein Mittel zum Zweck ist, sondern auch ein Werkzeug, das Freude und Glück schaffen kann. So geht Ken davon aus, dass Dankbarkeit und Anerkennung eine Schlüsselrolle in der Entwicklung einer positiven Einstellung zum Geld spielen können. Geld ist eine Form von Energie, die fließen muss. Wenn sie aber blockiert oder mit negativen Emotionen belastet ist, dann kann das Stress und Unzufriedenheit auslösen. Er geht davon aus, dass sich Menschen grundsätzlich schon falsch konditionieren, durch die Art, wie sie ihren Tag verbringen. Sie kaufen sich morgens einen Kaffee, bevor sie zur Arbeit gehen, und murren den Verkäufer an, weil der Kaffee jetzt schon 2,10 € kostet. Am Abend gehen Sie noch einkaufen und verziehen an der Kasse schmerzvoll das Gesicht, weil der Einkauf so viel Geld gekostet hat. Dabei lernen Sie Ihrem Unterbewusstsein mehrmals am Tag, dass Geld ausgeben, Schmerz bedeutet, und dass über Geld nachdenken wütend macht.

Anstatt sich so zu verhalten, sollten Sie lieber versuchen, das Geld als Teil Ihrer Dankbarkeit zu sehen, die Sie empfinden, weil Sie diese Waren empfangen haben. So kann ein positiver Energiefluss entstehen, der ihre Einstellung zum Geld ändert, und sie so zu einem Magneten macht und das Geld anzieht, anstatt es wegzustoßen.

In seinem Buch versucht er auch einen Weg zu erklären, der zu mehr Glück führen kann. Indem man das nicht nur als Sicherheit und Statussymbol sieht, sondern als das Tauschmittel/Werkzeug, um Freude und positive Erlebnisse zu schaffen. Also eine Investition in Reisen oder in die Familie und Freunde. In seinem Job als Unternehmensberater hat er viele wohlhabende Menschen kennengelernt, die scheinbar nicht loslassen konnten. Obwohl sie mehrere Millionen auf dem Konto hatten, lebten viele immer noch so wie damals, als sie noch Kinder waren. Das finanzielle Trauma ihrer Eltern übertrug sich auf sie selbst. So hatten sie zwar eine Menge Geld, konnten aber nichts damit anfangen, weil sie weiterhin an ihrer negativen Einstellung dazu festhielten.

In so einem Fall, meint Ken, ist es nicht entspannend, Geld zu haben. Im Gegenteil, es ist Stress pur, der das Leben noch anstrengender macht.

Wenn Sie jetzt die Augen verdrehen, weil das Ganze schon etwas zu spirituell daherkommt, dann kann ich das verstehen. Ich hatte die selbe Reaktion. Wenn man sich aber die Forschungsergebnisse von Daniel Kahnemann und seinem Team ansieht, so findet man die ein oder andere Übereinstimmung. Ob man nun von Energie redet, oder von Psychologie. Beide meinen die Einstellung zum Geld. Nur dass der eine lediglich feststellt, während der andere versucht, eine Lösung zu zeigen.

Ich persönlich kann das Buch nur empfehlen, weil es einen anderen Blick auf das Thema Geld wirft, der manchen vielleicht helfen kann, es weniger als das notwendige Übel zu sehen.


Die Rolle der Medien:

Die Medien sind ebenfalls eine Komponente, die man in unserer Zeit nicht übersehen darf. Ein Blick in Instagram oder TikTok reicht, um die eigene Wahrnehmung komplett zu verändern. Ständig wird einem Werbung eingeblendet, die uns suggerieren soll, wie toll es doch ist, irgendetwas zu kaufen. Bunte Bilder zeigen uns, wie glücklich wir doch sind, sobald wir das begehrte Ding in unseren Händen halten. Dabei werden völlig unrealistische Erwartungen und das ständige Streben nach mehr immer weiter gepusht. Was dann dazu führen kann, dass, wenn wir uns das Ding tatsächlich kaufen, unser Glück sehr schnell wieder verschwindet, da wir schon das nächste Ding im Auge haben.

Influencer zeigen uns ein Leben voller Glamour und Luxus, und dass wir das auch erreichen können, wenn wir doch nur eines ihrer Produkte kaufen würden. Gefühlt fährt jeder dritte unter 20-Jährige Influencer mit einem Lamborghini herum und lädt uns in seine WhatsApp-Gruppe ein, damit wir es endlich auch schaffen können.

Das alles schafft Begehrlichkeiten. Aber das Schlimme ist nicht der Wunsch nach diesen Dingen, sondern dass wir sie täglich immer und immer wieder sehen.

Können wir überhaupt noch wissen, was wir SELBST wirklich wollen?


Fazit:

Obwohl jeder Mensch mit Geld zu tun hat, und dieses im Grunde nichts anderes als ein Tauschmittel ist, ist das Geld oft sehr negativ behaftet. Letzten Endes scheint es so zu sein, als hätte man nie genug davon. Somit kann Geld einen Einfluss auf das Glück haben, besonders dann, wenn es um die Deckung der Grundbedürfnisse und die Schaffung von Sicherheit. Durch die Forschungen von Daniel Kahnemann konnte man eine Grenze ausmachen, ab wann Geld nicht länger glücklich macht. Für ihn war diese Grenze bei 75.000 US-Dollar. Grundsätzlich könnte man sagen, dass die Grenze irgendwo in der Bedürfnispyramide von Abraham Maslow gefunden werden kann. Es kommt auf die individuellen Wünsche und Ziele an, die wir im Leben verfolgen, und darauf, ab wann hierfür das Geld reicht.

Die Einstellung zum Geld spielt eine entscheidende Rolle in unserem Leben und kann unsere Zufriedenheit stark beeinflussen. Während Geld als Mittel zum Zweck dient, kann eine negative Einstellung dazu führen, dass wir es ablehnen und diejenigen verurteilen, die es besitzen. Ken Honda betont in seinem Buch „Happy Money“, dass Dankbarkeit und eine positive Einstellung zum Geld zu einem besseren Energiefluss und mehr Glück führen können. Geld sollte nicht nur als Sicherheits- und Statussymbol gesehen werden, sondern als Werkzeug, um Freude und positive Erlebnisse zu schaffen.

Die Medien und sozialen Netzwerke beeinflussen unsere Wahrnehmung von Geld und Glück stark, indem sie unrealistische Erwartungen und ständiges Streben nach mehr fördern. Letztendlich ist es wichtig, unsere eigene Einstellung zum Geld zu reflektieren und zu erkennen, was uns wirklich glücklich macht.

Die Grenze zum Glück, liegt also bei jedem selbst.

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