Die Investition in ETFs ist eine einfache Möglichkeit, sein Geld anzulegen, und erfreut sich somit durchaus zu Recht immer größerer Beliebtheit. Und weil das so ist, gibt es eine immer größere Auswahl an ETFs, die ein vielseitig diversifiziertes Portfolio möglich machen. Die gängigste Art ist dabei ein klassisches 80:20-Portfolio mit 80 % MSCI World und 20 % Emerging Market. Aber ist diese Kombination wirklich das Maß aller Dinge, oder gibt es andere Strategien, die genauso einfach sind, aber mehr Rendite versprechen?
In diesem Beitrag werden wir die Vor- und Nachteile des klassischen Modells beleuchten und dabei verschiedene Aspekte wie Diversifikation, Kosten, Risiko und Rendite berücksichtigen.
Was ist der MSCI World?
Der MSCI World ETF ist ein passiv verwalteter Fonds, der die Wertentwicklung des MSCI World Index nachbildet. Dieser Index umfasst rund 1.600 große und mittelgroße Unternehmen aus 23 entwickelten Ländern. Er ermöglicht Anlegern, mit einer einzigen Investition in eine breite Palette von globalen Aktien zu investieren.
Was sind die Vorteile des MSCI World?
1. Breite Diversifikation: Wie schon erwähnt umfasst der Index 1600 Unternehmen, die über 23 Länder verteilt sind. Somit sinkt das Risiko, das man hätte, wenn man in einzelne Sektoren oder Firmen investieren würde.
2. Einfachheit: Es ist kaum möglich, etwas Einfacheres zu finden als einen ETF. Auch wenn es sich gerade für Anfänger merkwürdig anfühlt, darin Geld zu investieren, verschwindet dieses Gefühl schnell. Dazu ist es mittlerweile sehr einfach, einen Sparplan aufzulegen, der alles automatisiert. Somit braucht man theoretisch die nächsten 10 Jahre nicht einmal nachzusehen.
3. Kosteneffizienz: Ein weiterer Grund, warum die ETFs so beliebt sind, liegt daran, dass sie so billig sind. Während ein Fonds oft kaum in der Lage ist, den Markt zu schlagen, schafft ein ETF eben genau das Mittelmaß, weil er einfach nur einen Index nachbildet. Durch diese passive Verwaltung fallen nur geringe Kosten an.
4. Transparent: Da die ETFs nur einem bestimmten Index folgen, ist es jederzeit möglich, die genaue Zusammensetzung des ETFs einzusehen.
5. Liquidität: Die ETFs werden an der Börse gehandelt und bieten daher hohe Liquidität. Das bedeutet, dass sie die Anlagen jederzeit verkaufen können, ohne große Preisnachlässe hinnehmen zu müssen.
Das spielt allerdings nur eine Rolle, wenn sie die Rente genießen und alles aus dem Aktienmarkt herausholen wollen. Ansonsten kommt es wohl nicht so oft vor, dass Sie Millionen verschieben. Falls doch, Glückwunsch.
Was sind die Nachteile des MSCI World?
1. Nicht flexibel: Man bekommt das, was man kauft. Einen Index, der sich nach der Marktkapitalisierung richtet. Die besten 1600 Unternehmen der Welt (nach Marktkapitalisierung) sind darin enthalten.
2. Übergewichtung von Regionen: Da sich der MSCI World nach der Marktkapitalisierung richtet, kann es zu extremer Klumpenbildung kommen. Da der Aktienmarkt in den USA in den letzten Jahren ausgezeichnet gelaufen ist, spiegelt sich das dadurch auch im MSCI World wider. So beträgt der Anteil der 10 größten Unternehmen im Index bereits 24,6 %(Stand Juli 2024). Der Anteil USA ist im Index sogar bei unglaublichen 74 Prozent. Hier reagieren die Emitenten allerdings mittlerweile darauf. Es gibt mittlerweile auch MSCI Worlds, die die Magnificen 7 rebalancen.
3. Newcomer werden übersehen: Durch die Gewichtung spielen neue, aufstrebende Firmen keine Rolle im Index. Diese steigen bereits um tausende Prozente, bevor sie überhaupt im Index auftauchen können. Wenn es dann so weit ist, würde es weiterhin sehr lange dauern, bis die Gewichtung hoch genug wäre, um eine Rolle zu spielen.
Was ist der MSCI Emerging Markets Index?
Der MSCI Emerging Markets Index ist ein Aktienindex, der die Wertentwicklung von Unternehmen in 26 Schwellenländern abbildet. Zu den Ländern gehören u. a. China, Indien, Brasilien und Südafrika. Der Index umfasst eine breite Palette von Sektoren, einschließlich Finanzen, Technologie, Energie und Konsumgüter.
Welche Vorteile hat der Emerging Market?
1. Hohe Wachstumschancen: Dadurch, dass die Schwellenländer noch keine entwickelte Wirtschaft haben, haben sie die Möglichkeit, überproportional zu wachsen.
2. Diversifikation: Da das Investieren in Schwellenländer riskant sein kann, bietet sich der MSCI Emerging Market hier an. Den ähnlich wie der MSCI World investiert er breit in die Schwellenländer.
3. Kosteneffizienz: Wie auch der MSCI World ist die Verwaltungsgebühr recht gering, wenn auch etwas höher als beim World.
4. Einfach: Es ist unkompliziert und es bedarf wie beim World nur einer einzigen Transaktion, um in viele verschiedene Unternehmen investiert zu sein.
5. Liquidität: Auch hier ist es jederzeit möglich, seine Anteile an der Börse zu verkaufen.
Was sind die Nachteile des Emerging Market?
1. Hohe Volatilität: Die Märkte sind volatiler als bei entwickelten Märkten. Korruption, politische Unruhen und wirtschaftliche Unsicherheiten sind nur ein paar Gründe, die den Kurs sehr stark beeinflussen können.
2. Geringe Regulierungen: Durch weniger Regulierungen kann es öfter zu Skandalen und Fehlverhalten von Unternehmen kommen, die sich negativ auf den Kurs auswirken können.
3. Marktgewichtung: Wie beim MSCI World gibt es wenige Länder, die den Index dominieren, insbesondere China. Das macht die Performance stark von diesem Land abhängig. Allerdings gibt es den Emerging Market auch ohne China.
4. Zyklen: Viele Schwellenländer haben besonders viele Rohstoffe und sind deshalb von deren Zyklen abhängig. Deswegen reagieren sie besonders auf Konjunkturzyklen, die in anderen Ländern kaum Beachtung finden.
Was sind spezialisierte ETFs?
Spezialisierte ETFs konzentrieren sich auf bestimmte Märkte, Regionen, Sektoren oder Themen. Beispiele hierfür sind ETFs auf Schwellenländer, Technologieunternehmen oder nachhaltige Investments. Anleger können mehrere spezialisierte ETFs kombinieren, um ein individuell abgestimmtes Portfolio zu erstellen.
Was sind die Vorteile von spezialisierten ETF´s?
1. Gezielte Diversifikation: Durch die Kombination von mehreren ETFs kann man sich seinen eigenen MSCI World bauen, der tatsächlich gerechter über die Welt aufgeteilt wäre. Die Möglichkeiten sind hier um einiges größer.
2. Anpassungsfähiger: Durch die größere Flexibilität lässt sich leichter auf Marktansichten reagieren. Man kann die Gewichtung der einzelnen ETFs beliebig verändern. So könnte man etwa einen Boom in Großbritannien vermuten und diesen ETF gezielt übergewichten.
3. Höheres Wachstumspotenzial: Spezialisierte ETFs sind oft konzentrierter und bieten so mehr Wachstumsmöglichkeiten als ein breit gestreuter MSCI World.
4. Themenbasierte ETFs: Es gibt mittlerweile ETFs, die sich speziell auf Sektoren oder Themen konzentrieren. So unter anderem KI. Dadurch kann man nicht nur eine Branche abdecken, sondern auch gezielt verschiedene Themen, die bei einem MSCI World zu kurz kommen würden.
Was sind die Nachteile von spezialisierten ETF´s?
1. Komplexität: Durch das eigene Zusammenstellen seines ETF-Portfolios wird das Managen wieder wichtiger. Sektoren steigen und fallen in verschiedenen Marktzyklen. Man braucht also mehr Zeit und Wissen, um so ein Depot zu verwalten. Abgesehen davon muss man den Markt im Auge behalten, somit verschwindet auch der Automatismus.
2. Höhere Kosten: Spezialisierte ETFs sind exotischer und dadurch auch kleiner. Dadurch wird die Verwaltungsgebühr höher als bei breiten ETFs. Hinzu kommen Transaktionskosten, die anfallen können, da man auf Marktereignisse reagieren muss.
3. Risiko von Überdiversifikation: Durch die beinahe grenzenlose Auswahl an ETFs mit verschiedenen Sektoren und Themen kann es passieren, dass man plötzlich überall Chancen sieht und alles haben muss. Das kann dazu führen, dass man einfach zu viel hat und sich die Gewinn-ETFs durch die Verlust-ETFs aufheben und man am Schluss immer bei Null steht.
4. Marktschwankungen: Gerade bei heißen Themen wie KI kommt es gerne vor, dass schnell ETFs aufgelegt werden. Diese sind aber wenig durchdacht. Sie haben oft Firmen, die möglicherweise vielleicht einmal damit Geld verdienen könnten, oder auch Firmen, die einfach nur KI im Namen haben. Das und andere Gründe können zu extremen Schwankungen führen, die bei einem MSCI World nicht passieren.
Fazit:
Die Wahl zwischen einem MSCI-World-ETF und der Nutzung mehrerer spezialisierter ETFs hängt von den individuellen Anlagezielen, dem Risikoprofil und den Kenntnissen des Anlegers ab. Die 80/20-Strategie bietet eine einfache, kosteneffiziente und breit diversifizierte Möglichkeit, global zu investieren. Sie ist besonders für Anleger geeignet, die eine langfristige, passive Investmentstrategie verfolgen, die einfach und wenig Arbeit verursachen soll.
Wenn die nächsten Jahre für die USA weiter so laufen wie bisher, ist diese Strategie auch alles, was man braucht. Gerade in den letzten Jahren hätte kaum etwas anderes bessere Gewinne gebracht. Sollte sich die USA aber weniger gut entwickeln, so könnte diese Strategie für Jahre eine schlechtere Performance bringen. Das zeigt sich auch, wenn man den durchschnittlichen Gewinn von 7,8 % p. a. heranzieht. Dieser wurde in den letzten Jahren geradezu pulverisiert.
Wer sich also etwas mit der Börse beschäftigen will, könnte sich überlegen, spezialisierte ETFs zu nutzen, um den USA-Anteil in seinem Portfolio etwas zu reduzieren. Das würde aber nicht nur mehr Wissen verlangen, sondern auch eine psychische Belastung darstellen. Das wissen vor allem die, die schon in Einzelaktien investiert haben und deren Kurs danach eingebrochen ist.
Eine weitere Möglichkeit, die sich immer größerer Beliebtheit erfreut, sind sogenannte Core-Portfolios mit kleinen Satelliten. Man nutzt etwa den MSCI World als Basis (Core mit 80 % des Vermögens) und nutzt die anderen 20 % für spezielle Spekulationen in verschiedenen Sektoren oder Themen. Doch auch hier ist das Wachstum begrenzt, da die Performance größtenteils nur vom Core ausgeht.
Wer wirklich mehr als den Durchschnitt erreichen will, kommt an spezialisierten ETFs und einer umfassenden Weiterbildung in diesem Thema nicht vorbei. Dass das die meisten nicht wollen, ist durchaus verständlich, immerhin gibt es schönere Dinge als die Börse. Demnach ist auch 90 % der Menschen ein einfacher MSCI World oder die 80/20-Strategie ans Herz gelegt. Somit erreichen Sie langfristig den Durchschnitt der Börse und schützen Ihr Vermögen vor dem Wertverlust.
Der MSCI World ist also trotz seiner Übergewichtung immer noch das Maß aller Dinge für die meisten Menschen, die langfristig ihr Geld anlegen wollen.